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Frauen in der Weltpolitik – Zeiten "gendern" sich?!
Foto: Canva

Frauen in der Weltpolitik – Zeiten „gendern“ sich?!

Ob Aktivistinnen oder Wissenschaftlerinnen, Literatinnen, Schauspielerinnen oder Sängerinnen – es gibt viele bekannte Frauen, die in die Geschichte eingegangen sind. Dass sich darunter aber auch Politikerinnen befinden, gehört hingegen zum jüngsten Kapitel unserer Vergangenheit.

Es sind gerade einmal 45 Jahre vergangen, als Queen Elizabeth mit Margaret Thatcher die erste Frau zur Premierministerin des Vereinigten Königreichs (United Kingdom) ernannte: Thatcher war von 1979 bis 1990 Regierungschefin. Der antikommunistische und harte Führungsstil der konservativen Politikerin war nicht nur stark umstritten, er brachte ihr auch den Spitznamen “Eiserne Lady”. Selbst als Thatcher 2013 – und damit über 20 Jahre nach dem Ende ihrer Amtszeit – im Alter von 87 Jahren starb, veranstalteten ihre Gegner Straßenfeste und der ihr gewidmete Song “The witch is dead” (“Die Hexe ist tot“) stürmte die Charts.

Vigdis Finnbogadottir

Vigdis Finnbogadottir · Foto: Rob Croes für AnefoNationaal Archief 933-4299 (cropped), CC BY-SA 3.0 nl, Link

Bei ihrem Volk überaus beliebt war hingegen Vigdís Finnbogadóttir (parteilos): 1980 wurde sie im Alter von 50 Jahren Präsidentin von Island und war damit das erste demokratisch gewählte weibliche Staatsoberhaupt weltweit. Die damalige Leiterin des Staatstheaters in Reykjavik und alleinerziehende Mutter einer adoptierten Tochter regierte das Land 16 lange Jahre. Das sollte ihr später nur eine Frau nachmachen, Angela Merkel (CDU).

Die CDU gewann 2005 die Bundestagswahlen. Trotzdem verspottete der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Wahlabend in der sog. “Elefantenrunde” (damit ist die live übertragene TV-Gesprächsrunde gemeint, an der alle Spitzenpolitiker der im Bundestag vertretenen Parteien teilnehmen) Angela Merkels Vorhaben, Bundeskanzlerin zu werden. “Wir müssen die Kirche doch mal im Dorf lassen”, wetterte Schröders damals. 

Doch er sollte sich irren. Vier Wahlperioden hintereinander, also 16 Jahre, regierte Merkel Deutschland und galt laut dem US-Magazin “Forbes” viele Jahre in Folge sogar als mächtigste Frau der Welt. Eine unglaublich steile Karriere, wenn man bedenkt, dass Angela Merkel – “Kohls Mädchen” (Ex-Kanzler Helmut Kohl, CDU, nannte sie “mein Mädchen”), diese Ostdeutsche, diese Frau mit der komischen Frisur, anfangs für viele nur eine Witzfigur war und sich mit etlichen Vorurteilen konfrontiert sah. 

Angela Merkel · Foto: Olaf Kosinsky

Mittlerweile ist die Situation für Frauen in der Weltpolitik ein Stück entspannter geworden. Ob Christine Lagarde, Giorgia Meloni oder Ursula von der Leyen – dass Frauen Weltpolitik machen, kommt vor. Es geht nicht mehr vorrangig um die Frage “Kann sie das, obwohl sie eine Frau ist?”. 

Allerdings sind wir von einer gleichberechtigten Teilhabe noch weit entfernt: Derzeit werden von den 27 EU-Mitgliedsstaaten nur vier von einer Frau regiert: Mette Frederiksen ist die Ministerpräsidentin von Dänemark, Giorgia Meloni von Italien, Evika Siliņa von Lettland und Ingrida Šimonytė von Litauen. That’s it. 

Australien hatte zum ersten und bislang einzigen Mal mit Julia Gillard von 2010-2013 eine Premierministerin. Neuseeland stand seit Ende der 1990er Jahre immerhin schon drei Mal eine Frau (Jenny Shipley, Helen Clark und Jacinda Ardern) an der Spitze der Regierung.

In den USA könnte es mit Kamala Harris nun also bald so weit sein, dass zum ersten Mal eine Frau zum “President of the United States” gewählt wird. Hillary Clinton scheiterte vor acht Jahren bei den Präsidentschaftswahlen 2016 noch. Das dürfte allerdings weniger mit ihrem Geschlecht als vielmehr mit ihrer Kampagne zu tun gehabt haben. Nicht nur bei vielen Wähler:innen, sondern sogar in der eigenen Partei galt sie als unbeliebt.


Kamala Harris

Anders als bei ihrem Chef Joe Biden listet der öffentliche Gesundheitscheck von Kamala Harris kaum gesundheitliche Beschwerden auf. (Archivbild)

(Archivbild) Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa

  • Kamala Harris wird am 20. Oktober 1964 in Oakland, Kalifornien geboren.
  • Ihre Mutter (indischer Abstammung) ist Biomedizinerin, ihr Vater (jamaikanischer Abstammung) ist Wirtschaftswissenschaftler. Die Eltern lassen sich scheiden, als Kamala Harris sieben Jahre alt ist und ihre jüngere Schwester, Maya Harris, fünf.
  • Kamala Harris studiert nach der High-School Politik- und Wirtschaftswissenschaft sowie anschließend Jura.
  • 1990 erhält sie ihre Zulassung als Anwältin.
  • 2007 wird sie Bezirksstaatsanwältin, vier Jahre später Generalstaatsanwältin von Kalifornien und 2017 schließlich Senatorin von Kalifornien.
  • Seit 2021 ist sie im Kabinett von Biden Vizepräsidentin der USA.

Seit 2014 ist Kamala Haris mit dem Juristen Douglas Emhoff verheiratet, der zwei Kinder mit in die Ehe bringt.

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Vermutlich kein kluger Schachzug von Hillary Clinton: Sie sprach immer wieder von der sogenannten “glass ceiling”, womit sie die Hürde bezeichnete, die Frauen überwinden müssten, um verantwortungsvolle Ämter ausfüllen wie eben auch das Präsidentenamt: “Don`t you someday want to see a woman president of the United States?”, fragte Clinton 2015 in ihrer Rede auf einer Gala zum 30-jährigen Bestehen “Emily`s List” (eine Organisation, die sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt.) Vermutlich sollte das femnistisch klingen, trotzdem war es ungeschickt ausgedrückt. Schließlich ist das Frausein an sich keine Qualifikation für ein wichtiges Amt.

Kamala Harris vermeidet in ihrer Wahlkampfstrategie ganz bewusst zu betonen, dass sie eine Frau ist und eine “Person of Color” (PoC). Warum auch? Erstens sieht man ihr beides an, zweitens macht sie das weder zu einem besseren Menschen noch zu einer besseren Politikerin.
Ihre Kampagne, die Werte, für die sie steht, und die Persönlichkeit, die Harris für das Amt mitbringt – ganz egal ob männlich, weiblich oder nicht-binär – sind doch viel entscheidender, oder?

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