Wandel durch Handel? Wohl eher durch Handeln! Proteste waren in der Geschichte oft der Auslöser für gesellschaftlichen Wandel. Demonstrationen, Boykotte, Petitionen oder Streiks: die Geschichte kennt die verschiedensten Formen des Protests. Einige Bewegungen waren dabei besonders kreativ.
Von Lisa Wiese
1. Lachtivismus nach Srdja Popović
Lachtivismus, von „Lachen“ und „Aktivismus“ (im englischen Original: laughtivism) bedeutet, die Staatsmacht in ein Dilemma zu treiben, sie dadurch lächerlich zu machen und zu unterminieren. Es ist aber mehr als ein Streich gegen Diktatoren, denn das primäre Ziel ist, die Angst der Bevölkerung vor dem Regime zu zerschlagen.
Der Serbe Srdja Popović machte sich diese Form zu Denken zu eigen. Gemeinsam mit Freund:innen gelang es ihm in seiner Heimatstadt Belgrad, den Diktator Miloševic zu stürzen. In den späten 90er Jahren gab es nahezu keine Protestbewegung mehr gegen den „Schlächter des Balkan“ (Öffnet in neuem Fenster) wie der serbische Diktator Slobodan Miloševic auch genannt wird.
Die Gefahr, von seiner brutalen Polizeigruppe inhaftiert oder verprügelt zu werden, war zu groß. Popović und andere Belgrader Student:innen sahen einer perspektivlosen Zukunft entgegen, als die letzten Widerstandskräfte für eine Protestaktion gebündelt wurden. Sie malten Miloševics Gesicht auf ein Blechfass und schrieben dazu: „Schlagt ihm die Fresse ein. Nur ein Dinar“, und stellten das Fass nebst Baseballschläger vor das Belgrader Theater. Nach kurzer Zeit nahm ein Großteil der Passanten die Gelegenheit gerne wahr, Menschentrauben entstanden und der Lärm des Blechschlags schallte durch die Straßen. Die Polizei kam, um jemanden zu verhaften. Sie wussten nicht, welchen der fröhlichen Menschen sie mitnehmen sollten, die da herumstanden. Also nahmen sie das Blechfass fest. Wer das sah, wusste sofort, dass Miloševics gefürchtete Polizei nicht mehr war, als ein komischer Haufen unfähiger Trottel. Es war der Anfang vom Ende Miloševics.
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