Es war im Frühling 2021. Zora war gerade 19 Jahre alt, als sie zum ersten Mal das Camp in Lützerath betrat. Zwischen dem frischen Grün der erwachenden Natur standen bunte Zelte.
Sie studierte soziale Arbeit an einer Universität in Hessen und besetzte in ihrer Freizeit gemeinsam mit anderen Klimaaktivisten das Dorf Lützerath. Das Dorf, das zu Beginn dieses Jahres der Kohlegrube des Konzerns RWE weichen musste.
„Meine Eltern musste ich erstmal an mein politisches Engagement heranführen“, erinnert sich Zora. Doch von der Skepsis ihrer Eltern ließ sich Zora nicht abhalten. Immer wieder besuchte sie das Camp: mal nur für die eine oder andere Veranstaltung, mal ein Wochenende, mal für mehrere Monate. Erst schlief sie in ihrem Zelt, dann in einem besetzten Haus. Alle Aktivst:innen hatten ein großes Ziel: Lützerath bleibt.
Doch Lützerath blieb nicht. Was nun? Wie geht es nun den jungen Menschen, die über viele Monate vor Ort protestierten und hofften, politische Entscheidungen doch noch umzukehren?
Zora, du kamst nach Lützerath mit dem Ziel zu verhindern, dass das Dorf abgebaggert wird. Dort triffst du viele Menschen, die du gar nicht kennst. Was genau ist es, was euch verbunden hat?
„Ich glaube einfach, wenn man älter wird, sieht man immer mehr und mehr Ungerechtigkeiten und auch diese Liturgie, die manchmal in der Gesellschaft besteht, dass alles schon in Ordnung ist. Konservative Kräfte sagen einem ja auch, dass alles schon richtig ist. Diese Machtlosigkeit zu spüren, dass man Kriege sieht und wie dann die deutsche oder andere Regierungen darauf reagieren. […] Ich hatte lange das Gefühl, dass ich etwas unehrlich zu mir selbst bin, weil ich im Verhältnis zu dem, was in der Welt passiert, zu wenig dagegen gemacht habe. Das schlechte Gewissen ist aber nach meiner Zeit in Lützerath viel besser geworden.“
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