Revolution im Regal? Kaliforniens Kampf gegen Geschlechterklischees
Alle meine drei Kinder wurden in den USA geboren, und es gab da etwas, das mich schon von Anfang an störte. Noch als mein Baby im Bauch war, spekulierten Fremde – die Kassiererin oder die Arzthelferin – über dessen Geschlecht. „Oh, der Bauch liegt tief, es wird ein Mädchen sein.“ „Der Bauch ist spitz, es wird ein Junge.“ Und sobald das Geschlecht feststand, schien auch klar, welche Farbe passen würde. Zur Geburt unserer Tochter erhielten wir rosa Strampler, glitzernde Haarbänder für Babys Kopf – und für unseren Sohn natürlich dunkelblaue Spucktücher und Dino-Shirts. „A princess “ oder „a handsome little man“ waren gängige Ausrufe beim Blick in den Kinderwagen.
Ich weiß, auch hier in Deutschland halten sich Geschlechterklischees hartnäckig, aber in den USA sind sie noch extremer. Man muss nur einmal in die Spielzeugabteilung von Walmart oder Target gehen. Dort findet man auf der einen Seite pinken, lilafarbenen, glitzernden Prinzessinnenkram und auf der anderen grüne, orange, blaue Dino-Abenteuer.
Doch damit ist jetzt Schluss, zumindest in Kalifornien – und zumindest in bestimmten Einzelhandelsgeschäften. Dort müssen seit dem 1. Januar Geschäfte mit 500 oder mehr Beschäftigten Spielzeug und Kinderpflegeprodukte in einer geschlechtsneutralen Abteilung anbieten.
Wenn man bedenkt, dass Walmart, der größte Einzelhändler in den USA, allein in Kalifornien knapp 300 Filialen hat, ist das ein beachtlicher Anfang.
Die Inspiration für die neue Regelung kam von einem 8-jährigen Mädchen. „Warum sollte mir ein Geschäft vorschreiben, was ein Mädchenshirt oder -spielzeug ist?“, soll sie den Abgeordneten Evan Low gefragt haben. Diese Frage brachte Low zum Nachdenken: „Dieser Gesetzentwurf wird Kindern helfen, sich frei und unvoreingenommen auszudrücken. Wir müssen Kinder einfach Kinder sein lassen“, sagte er dem TV-Sender CNN.
Raus aus dem Schubladendenken und andere, insbesondere Kinder, freier entfalten lassen – das ist doch ein guter Vorsatz für 2024, oder? Deshalb ist das neue Gesetz in Kalifornien meine „Good News“ der Woche.