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Elisabeth Koblitz

Ellis Saturday-Morning-Report Vol. 23

Ellis Saturday-Morning Report Vol. 23

Ellis Saturday-Morning Report

Guten Morgen, liebe News-Crew!

Wie schön, dass wir uns heute wieder lesen.

Meine Woche war bestimmt von vielen Dingen, die aufgrund der ereignisreichen und aufreibenden Zeit liegen geblieben sind. Buchhaltung, Steuer – und die für euch häufig unsichtbare Arbeit hinter den Kulissen des NEWSiversums. Denn die ist fast genauso wichtig, wie die eigentliche journalistische Arbeit.

Wir hatten unter anderem ein großes Planungsmeeting, in dem wir uns die bestehenden Konzepte angeguckt haben und neue Ideen gesammelt und sortiert haben. Denn was ihr als News-Crew aktuell im NEWSiversum seht, ist erst der Anfang. Da wird im kommenden Jahr noch eine ganze Menge Neues hinzu kommen! Aber eben, Schritt für Schritt. 🙂

Das NEWSiversum soll ein Ort der Information, der Reflexion und des Austausches sein. Ein sicherer Ort, in dem jede:r ihre/seine Gedanken teilen, vielleicht auch überdenken kann – und so buchstäblich ihren/seinen Horizont erweitert.

Again: Das ist alles nur mit euch möglich! Danke für euer Vertrauen, eure Unterstützung, euer ehrliches Feedback und eure Lust, mitzugestalten.

So kann ich heute auch schon wieder eine Neuigkeit verkünden: Seit gestern habe ich meinen eigenen WhatsApp-Channel!

Da kann ich noch mehr Infos und Inspiration mit euch teilen – und ihr könnt als News-Crew in Form von Emojis direkt darauf reagieren.

Hier ist der Link.

So. Jetzt aber Kaffee in die Hand und los geht’s in die Welt der Nachrichten.

Hier kannst du den ESMR Vol. 23 als Podcast hören:

Das war diese Woche wichtig:

1. Kritik an internationalen Medien: Haben Fotojournalisten vom Hamas-Überfall gewusst?

Gerade in weltpolitischen Ausnahmesituationen – beim russischen Angriffskrieg in der Ukraine, bei den verheerenden Erdbeben in der Türkei – und nicht zuletzt beim Israel-Hamas-Krieg wird immer wieder über die Macht der Bilder gesprochen.

Dürfen Medien die schrecklichen Bilder der leidenden Zivilbevölkerung in Gaza zeigen? Müssen wir die Bilder von vermummten und schwer bewaffneten Hamas-Terroristen sehen, wie sie ihre Opfer schänden und triumphierend zur Schau stellen?

Viele Aktivist:innen, Organisationen, aber auch Kolleg:innen sagen: JA, denn nur so können wir als Öffentlichkeit ansatzweise verstehen, was in Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten passiert, oder wie bestialisch die Hamas am 7. Oktober vorging.

Einige der abscheulichen Gräueltaten dieses düsteren Tages wurden von in Gaza ansässigen freien Fotojournalist:innen dokumentiert. Sie waren dabei, als die Terroristen den Grenzzaun von Gaza durchbrachen, den Kibbuz Kfar Azza stürmten; wie sie Menschen lynchten und kidnappten. Doch nicht zuletzt durch eine Recherche der Website Honest Reporting (die es sich zur Aufgabe gemacht hat, zu untersuchen, in wieweit Medien tendenziös über Israel berichten) sind Zweifel darüber entstanden, ob dabei nicht auch eine moralische Grenze überschritten wurde – und ob die Fotojournalisten womöglich gar vorab über den Hamas-Überfall am 7. Oktober informiert worden waren.

Denn kann es wirklich sein, dass diese Fotojournalisten an jenem verheerenden Samstagmorgen alle rein zufällig am Grenzzaun waren? Oder wurden sie von der Hamas vorab eingeweiht und waren somit Teil ihres perfiden Plans, die schrecklichen Gräueltaten von Anfang an zu Propagandazwecken mit zu filmen?

In dem Bericht wird insbesondere auf vier Fotojournalisten eingegangen, die für westliche Medien freiberuflich arbeiten. Einer davon ist der Fotograf Hassan Eslaiah. Seine Bilder erschienen u.a. bei AP und auf CNN. Der Artikel von Honest Reporting zeigt auch ein früheres Selfie, auf dem Eslaiah neben Yahya Sinwar steht. Der soll einer der Hamas-Strippenzieher des grauenhaften Angriffs sein. Auf dem Foto umarmt der Hamasführer den Fotografen und küsst ihn auf die Wange.

Hier geht es zum Artikel, in dem du auch das Foto siehst.

Dieser wehrte sich inzwischen auf seinem Telegram-Kanal. Dort sagte er, er sehe sich gerade einer großen Hetzkampagne in den hebräischen Medien ausgesetzt.”

AP und CNN haben die Zusammenarbeit mit ihm inzwischen beendet.

Am Donnerstag nahm auch Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu Bezug auf die Fotografen. Er schrieb auf X: „Die Journalisten waren Komplizen bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ihr Handeln verstößt gegen die Berufsethik.“ Er forderte Aufklärung und Maßnahmen seitens der Medien. Ex-Verteidigungsminister Benny Gantz, der aktuell im Kriegskabinett arbeitet, schrieb auf X: "Journalisten, die von dem Massaker wussten und dennoch tatenlos zusahen, wie Kinder abgeschlachtet wurden, unterscheiden sich nicht von Terroristen und sollten als solche behandelt werden."

Die Nachrichtenagenturen und Medien äußerten sich schriftlich zu den Vorwürfen. Die Nachrichtenagentur AP schrieb, sie hatte "keine Kenntnis von dem Angriff am 7. Oktober, bevor dieser passiert ist. (…) AP nutzt Bilder von freien Mitarbeitern überall auf der Welt, auch in Gaza.“

Auch Reuters weist den Vorwurf zurück, vorab von der Attacke gewusst zu haben. Die Agentur habe Fotos von zwei in Gaza ansässigen freiberuflichen Fotografen erworben, „die sich am Morgen des 7. Oktober an der Grenze aufhielten“ und zu denen man zuvor keinen Kontakt gehabt habe. Die veröffentlichten Fotos seien „zwei Stunden nach dem Abschuss von Raketen durch die Hamas im Süden Israels und mehr als 45 Minuten nach der israelischen Bekanntgabe aufgenommen“ worden. An den Orten, die Honest Reporting erwähne, seien Reuters-Journalisten nicht gewesen.

Die News York Times bezeichnete die Vorhaltungen als „unwahr und ungeheuerlich. Es ist rücksichtslos, solche Vorwürfe zu machen und bringt unsere Journalist:innen in Israel und Gaza in Gefahr.“

Allerdings: Den Vorwurf, dass Nachrichtenagenturen und andere Medien vorher von dem Angriff wussten, hatte die Website Honest Reporting gar nicht erhoben. 

Die bisherigen Stellungnahmen lassen nicht erkennen, ob die Unternehmen prüfen wollen, ob die Fotografen auf der Seite der Hamas stehen – und gingen auch nicht auf Fragen der Berufsethik ein. 

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Mika Beuster, sagte gestern: „Das sind unglaubliche Vorwürfe von immenser Tragweite, die umfassend aufgeklärt werden müssen.“ Die Auftraggeber der Freelancer seien hier genauso in der Pflicht wie die Fotografen selbst. Journalisten seien unabhängige Berichterstatter und nicht Kriegsteilnehmer. „Um der Glaubwürdigkeit des Journalismus willen hoffe ich inständig, dass an den Vorwürfen nichts dran ist.“

2. Verfassungsschutz stuft AfD in Sachsen-Anhalt als rechtsextrem ein

Der Verfassungsschutz hat am Dienstag, 7. November, die Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen-Anhalt als sicher rechtsextrem eingestuft. Der Landesverband ist damit der zweite: In Thüringen hatte der Verfassungsschutz die AfD um Partei- und Fraktionschef Björn Höcke bereits im März 2021 als rechtsextremistisch eingestuft. Die Bundespartei der AfD wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall geführt.

Die Landesbehörde für Verfassungsschutz unter der Leitung von Jochen Hollmann begründete seine Entscheidung damit, dass die AfD Sachsen-Anhalt die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Religion propagiere. Zudem strebe die Partei die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie an. Der sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider, der seit Februar 2020 vom Verfassungsschutz beobachtet wird, wird von der ZEIT als "Björn Höcke von Magdeburg" bezeichnet.

Die Einschätzung des Verfassungsschutzes ist ein weiterer Schritt in der Debatte um die rechtsextreme Ausrichtung der AfD und heizt die Diskussion um ein Parteiverbot weiter an. Die AfD ist derzeit stärkste Partei im Landtag von Sachsen-Anhalt, aber nicht an der Regierung beteiligt. Im kommenden Jahr finden in Sachsen-Anhalt Landtagswahlen statt.

3. Planet Erde in 2023 so heiß wie seit 125.000 Jahren nicht

Jetzt steht es fest: Das laufende Jahr 2023 war von Januar bis Oktober weltweit das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940. So war es um 0,1 Grad Celsius wärmer als der Durchschnitt der ersten zehn Monate des bisher wärmsten Kalenderjahres 2016.

Vor allem der Sommer 2023 stellt mit einer Durchschnittstemperatur von 16,77 Grad einen globalen Hitzerekord auf, so der EU-Klimadienst Copernicus. "Der heißeste August folgt auf den heißesten Juli und Juni und führt zum heißesten borealen Sommer in unseren Daten, die bis 1940 zurückreichen.", sagte Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess.

"Wenn wir unsere Daten mit denen des IPCC kombinieren, können wir sagen, dass dies das wärmste Jahr der vergangenen 125.000 Jahre ist", sagte Burgess. Der Weltklimarat IPCC greift auf Messwerte aus Quellen wie Eisbohrkernen, Baumringen und Korallenablagerungen zurück.

Nachdem auch der Oktober der weltweit wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war – mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von 15,3 Grad Celsius – sind sich die Wissenschaftler der Europäischen Union “nahezu sicher” das dieses Jahr das wärmste in 125.000 Jahren ist.

Ursachen für das heiße Jahr sind sowohl die weltweit ausgestoßenen CO2-Emissionen, die 2022 ein Rekordhoch hatten und das Wetterphänomen “El Niño”, das in der Regel alle vier bis sieben Jahre auftritt. Die Änderungen der Luft- und Meeresströmungen wirbelt das Wetter durcheinander. Es kommt vermehrt zu Dürren und Waldbränden, starkem Niederschlag und Überschwemmungen.

Der Appell von Burgess: bei der UN-Klimakonferenz Ende des Monats in Dubai müssten "ehrgeizige" Vereinbarungen zum Kampf gegen die Erderwärmung getroffen werden.

Give me the Good News!

Erstes Kolonialismus-Denkmal in Deutschland geplant

Das dunkle Kapitel unserer Kolonialvergangenheit wurde in Deutschland viel zu lange kaum beleuchtet. Deshalb waren die klaren Worte des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch in Tansania so bemerkenswert, als er dort vergangene Woche seine Scham für die kolonialen Gräueltaten ausgedrückt hatte. Im ESMR vergangene Woche habe ich darüber berichtet.

Und so ist es leider kaum überraschend, dass es bis heute in Deutschland kein nationales Denkmal an die Kolonialzeit gibt. 

Das wird sich nun ändern. Das Berlin Global Village, eine Initiative für Entwicklungszusammenarbeit, hat einen Kunstwettbewerb für ein Koloniales Denkmal ins Leben gerufen.

Die Ausschreibung ist nun in der finalen Phase. Bis zum Herbst 2024 soll das Denkmal in Berlin Neukölln fertiggestellt und permanent angebracht werden.

Es verfolgt das Ziel, sowohl Berliner:innen als auch internationale Akteure durch Kunst im öffentlichen Raum dazu anzuregen und zu ermutigen, die Diskussion über den historischen Zusammenhang zwischen Versklavungshandel in Brandenburg, Kolonialismus und Entwicklungszusammenarbeit zu vertiefen. 

Bei dem Projekt  handelt es sich um einen internationalen, offenen und anonymen Kunstwettbewerb.

Laut Michael Küppers-Adebisi, Initiator des Denkmals und Referent für Diversity und Community Development beim Berlin Global Village gehört die Erinnerungskultur und ihre Positionierung im 21. Jahrhundert zu den zentralen Themen. "Die Aufarbeitung von kolonialen Zuständen und Kontinuitäten, die auch noch in die Gegenwart hineinwirken, zählen zu den wichtigsten Themen aktuell"

Er fügt hinzu: "Alle Menschen müssten an diesen Diskursen barrierefrei oder zumindest barrierearm teilhaben dürfen.”

Und dem ist nichts mehr hinzuzufügen! Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

Herzlichst aus Hamburg,
Elisabeth