Die News-Plattform für interessierte Frauen mit wenig Zeit.
Hier findest du das News-Crew Abo!
Foto: Cavan for Adobe · stock.adobe.com

Longevity – Mehr als nur ein Hype

Es ist wohl einer der ältesten Wünsche der Menschheit – ein langes und vor allem gesundes Leben. Dass dieses Ziel nicht reine Glückssache ist, sondern von uns selbst in großem Maße beeinflusst werden kann, zeigen aktuelle Ergebnisse der Altersforschung.
“Longevity” (Langlebigkeit) ist noch ein eher unbekannter Begriff, wird schon in naher Zukunft aber vermutlich in aller Munde sein. Denn Longevity ist kein neuer Anti-Aging oder Fitnesshype, sondern wissenschaftlich belegt. 

Wir wollten wissen, was sich hinter diesem vergleichsweise noch jungen Forschungszweig der Genetik verbirgt. Außerdem haben wir mit der erfolgreichen Longevity-Podcasterin Kristine Zeller darüber gesprochen, warum sie es für durchaus realistisch hält, 120 Jahre alt zu werden und dabei fit und vital zu sein…


Ein Text von Nina Tronnier

Beginnen wir mit ein paar Zahlen: Zurzeit liegt die Altershöchstgrenze bei rund 120 Jahren. Der älteste Mensch, der bislang dokumentiert wurde, war Jeanne Calment. Die Französin (1875-1997) ist stolze 122 Jahre alt geworden. Ein glücklicher Zufall? Hatte die Frau einfach nur gute Gene? Oder hat sie aus Versehen etwas “richtig” oder “besser” als andere gemacht?

Was Altern eigentlich ist, inwieweit es sich verlangsamen, stoppen oder sogar umkehren lässt und wie der Mensch dabei möglichst lange gesund bleibt, sind die zentralen Fragen der Longevity. Longevity bedeutet wörtlich übersetzt Langlebigkeit. Dem Sinn nach meint es aber eine gesunde Langlebigkeit. Es geht also nicht nur um die “Lifespan”(Lebensspanne), sondern vor allem auch um die sogenannte “Healthspan” (Gesundheitsspanne).

Tatsächlich werden unsere Gesundheit und die Dauer unseres Lebens von unseren Genen nur zu etwa 20 Prozent bestimmt. Einen sehr viel größeren Teil haben wir durch eine gesunde Lebensweise selbst in der Hand.

(Kristine Zeller)

Die beiden Longevity-Expertinnen Kristine Zeller und Dr. Kati Ernst, beide 43 Jahre alt, haben mit ihrem Podcast “Lifestyle of Longevity” ganz offenbar einen Nerv der Zeit getroffen, denn er ist – obwohl noch kein Jahr alt – der erfolgreichste Podcast Deutschlands zu diesem Thema. Der Erfolg ist sogar so groß, dass im kommenden Februar auch das Buch “Lifestyle of Longevity” im dtv-Verlag erscheint. 

Podcast-Tipp

Lifestyle of Longevity mit Kristine Zeller und Dr. Kati Ernst ist der erfolgreichste Podcast in Deutschland zum Thema Longevity.
Darin definieren die beiden möglichst einfach umsetzbare Longevity-Hacks, die man auch in einem stressigen Alltag umsetzen kann. 
Im Februar 2025 erscheint übrigens auch das Buch „Lilfestyle of Longevity“, das schon jetzt vorbestellt  werden kann.

Podcast abonnieren »

Für Kristine und Kati geht es beim Thema gesunde Langlebigkeit vor allem um vier Säulen:
1. Ernährung
2. Bewegung
3. Erholung
4. Emotionale Gesundheit

Kristine und Kati beschäftigen sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Longevity. Denn beide kamen im Spannungsfeld von Beruf und Familie im Alter von Mitte/Ende 30 an ihre Grenzen: Kristine hatte ein Burnout, Kati wurde eine beginnende Fettleber diagnostiziert. Kristine und Kati beschlossen fortan, ihre Lebensweise zu ändern und leben seitdem orientiert an den vier Säulen den Lifestyle of Longevity.

Beide haben ihre Ernährung umgestellt, machen mehrmals die Woche Sport (nicht nur Cardio, sondern ganz bewusst auch viel Krafttraining), trinken fast keinen Alkohol mehr und gehen früher ins Bett, um mindestens sieben, besser acht Stunden pro Nacht zu schlafen.

Weitere Tipps zum Lifestyle of Longevity »

Kristine zieht eine durchweg positive Zwischenbilanz: “Ich bin so fit wie noch nie in meinem Leben: Auf der einen Seite habe ich einfach so viel Energie, dass ich Bäume ausreißen könnte, auf der anderen Seite ist meine mentale Resilienz deutlich höher geworden”. 

Kristine hat durch den Lifestyle of Longevity also deutlich an Lebensqualität gewonnen. Wenn sie so weitermacht und auch die Altersforschung zu weiteren wichtigen Erkenntnissen gelangt, könnte Kristine ein wirklich langes und gesundes Leben beschert sein. “Mein persönliches Ziel ist es, fit und gesund 120 Jahre alt zu werden”, sagt die 43-Jährige.

Dass jede(r) einzelne allein schon durch eine gesündere Lebensweise viel verändern kann, macht Kristines Beispiel deutlich. Wie sieht es nun aber darüber hinaus mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft aus?

“Der Mensch, der 150 Jahre alt wird, ist schon geboren!“ schreibt David A. Sinclair, Professor für Genetik an der Harvard Medical School, in seinem Buch “Das Ende des Alterns“. Was nach Science Fiction klingt, könnte tatsächlich schon bald Realität sein. Denn Sinclair ist ein riesengroßer Durchbruch in der Biologie gelungen: So konnte er das Altern bei Labortieren nicht nur verlangsamen, sondern sogar umkehren. 

Um zu verstehen, wie das funktionieren soll, müssen wir wissen, dass unsere Gene von epigenetischen Prozessen gesteuert werden. Unsere Gene sind der Bauplan des Menschen. Dieser Bauplan ist sozusagen unsere Hardware.

Die epigenetischen Informationen hingegen sind so etwas wie die Software, die unsere Hardware steuert: Denn das Epigenom steuert, wie unser genetischer Code, also unsere DNA, gelesen wird. Wenn der Steuerungsprozess des Epigenoms aber mit zunehmendem Alter gestört ist, kann das zu Krankheiten führen.

Nun zurück zu Sinclair. Im Interview mit dem Handelsblatt im März dieses Jahres erklärt er seine Entdeckung so: “Meine Informationstheorie des Alterns besagt, dass es eine Sicherungskopie einer jugendlichen epigenetischen Software gibt, die wir verwenden können, um sie im Körper neu zu installieren und unsere Jugend wiederzugewinnen.” So sei es möglich, dass Krankheiten, die uns derzeit töten, künftig viel später im Leben auftreten. “Das wird die Zukunft unserer Kinder sein: Sie dürften noch bis in ihre 80er- und 90er-Jahre hinein bei bester Gesundheit sein”, so Sinclair.

Ein Mensch gewordenes Versuchskaninchen

Der Mann, der weitaus länger als 90 Jahre bei bester Gesundheit sein will, heißt Bryan Johnson. Der Multimillionär aus den USA tut alles dafür, seinen Alterungsprozess aufzuhalten und herauszufinden, ob er vielleicht sogar unsterblich sein könnte.

Der 47-Jährige ernährt sich rein vegan, hat alle Nährstoffe ausgeklügelt aufeinander abgestimmt. Er treibt jeden Tag Sport, geht jeden Abend um 20.00 Uhr ins Bett und steht nach neun Stunden um 5.00 Uhr wieder auf. Natürlich raucht er nicht und verzichtet generell auf Alkohol. Rund 100 Supplements (Nahrungsergänzungsmittel) nimmt er nach eigenen Angaben täglich ein. Außerdem werden seine Körperwerte ständig überwacht und gemessen. Last but not least lässt sich Johnson das Blutplasma seines 18-jährigen Sohnes spritzen.

Nun kann man davon halten, was man will. Interessant daran ist aber, dass Bryan Johnson uns an all den Testergebnissen seines Selbstversuchs teilhaben lässt. So dokumentiert der 47-Jährige alles auf seiner Website “Blueprint”. Dort kann man nachlesen, dass seine Alterungsgeschwindigkeit niedriger ist als die von 88 Prozent aller 18-Jährigen, dass sein Herz 37, seine Knochen und seine Haut 28 und seine Lunge 18 Jahre alt sind. (Ein Interview mit Bryan Johnson im vergangenen Juni liest du in der WELT)

Was ist das wirkliche Alter?

Im Grunde ist unser biologisches Alter viel aussagekräftiger als unser kalendarisches. In der Forschung kommen sogar schon sogenannte epigenetische Uhren zum Einsatz, mit denen man das Alter von Organen und Körperzellen sehr genau bestimmen und daraus resultierend eine ungefähre Lebenserwartung voraussagen kann. (Wir verlinken hier einen Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung, falls du mehr darüber wissen willst.) Zur Bestimmung des eigenen biologischen Alters gibt es mittlerweile schon Selbsttests für den privaten Gebrauch zu Hause, die nach diesem Verfahren der epigenetischen Uhr funktionieren. Diese sind allerdings nicht ganz günstig und kosten derzeit noch etwa 200 Euro. Kostenlos sind hingegen diverse Tools von Krankenkassen. Dadurch kannst dein biologisches Alter zwar nur grob ermitteln, Rechner wie diese können aber zumindest eine Tendenz geben. (Hier kannst du dein biologisches Alter auf der Seite der TK bestimmen lassen.)

Liebe NEWSiversum-Leser:innen, wie steht ihr zu dem Thema Longevity? Ist es für dich nur ein weiterer Fitness-Hype oder glaubst du, dass du viel Einfluss auf ein langes, gesundes Leben nehmen kannst? Mit dem News-Crew Abo kannst du dich im Safe Space unter den Tipps von Kristine Zeller austauschen!

Selbstvertrauen
durch Sport

Ich ziehe sehr viel Selbstvertrauen aus meinen sportlichen Leistungen. Ein besonderer Meilenstein war mein erster Klimmzug, für den ich monatelang trainiert habe – I can do hard things! Krafttraining ist gerade für Frauen essentiell, denn spätestens ab der Menopause wird Osteoporose zu einem großen Risiko. Mit Krafttraining tue ich gezielt etwas für stärkere Knochen.

Gesund ernähen

Ich dachte früher, dass ich mich gesund ernähre. Aus heutiger Sicht muss ich sagen: ich wusste viel zu wenig darüber und ernähre mich inzwischen Longevity-optimiert:
Sehr proteinreich (1,5g Protein pro Kg Körpergewicht pro Tag), pflanzenbetont (eat the rainbow: mind. 30 verschiedene und möglichst bunte Pflanzen pro Woche), viele komplexe Kohlenhydrate, gesunde ungesättigte Fettsäuren und fermentierte Nahrungsmittel für einen gesunden Darm und Körper. 

Schlaf priorisieren

Ich priorisiere Schlaf – vor allem in Stressphasen lege ich ein besonderes Augenmerk auf ausreichend Erholung: also 7 bis 8 Stunden Schlaf mit ausreichend Tief- und REM Schlaf. Hierfür ist es besonders wichtig, dem Körper einen immer gleichbleibenden Rhythmus (zirkadianer Rhythmus) “beizubringen” – also immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Ich gehe heute auch viel früher ins Bett als früher (meistens gegen 21.30).

Ernährungs- und Bewegungsroutinen ergänzen

Ich ergänze meine Ernährungs-, Bewegung- und Erholungsroutine durch einige Nahrungsergänzungsmittel (wie z.B. Magnesium, Eisen, Omega 3 und Vitamin D). Ich kann nicht verstehen, warum das in Deutschland so negativ besprochen wird. Viele Deutsche haben z.B. einen Eisen- oder Vitamin D-Mangel, den man mit einem Bluttest feststellen und dann ausgleichen kann. Allerdings ist wichtig zu sagen: Nahrungsergänzungsmittel sind nur das Tüpfelchen auf dem “i”. Es ist wichtig, dass zuerst die o.g. Lifestylemaßnahmen umgesetzt werden – auch wenn sie natürlich schwieriger umzusetzen sind als einfach eine Pille zu nehmen!

Weitere Friday Feelings Artikel