…für die Herbstsonne auf der Terrasse oder zum Einkuscheln auf der Couch
Die News-Crew ist auch eine echte “Lese-Crew”. Was euch nochmal ein Stück cooler macht… 😉
Wir haben in der Vergangenheit ab und an Buchtipps für euch aufgeschrieben – und jedes Mal gab’s dafür von eurer Seite aus ganz viel Begeisterung.
Passend zu den ersten echten Herbsttagen dachten wir, es ist Zeit für neue Lesestoff-Empfehlungen für die Crew.
Hier kommen drei Neuerscheinungen, die Autorin Sarah Kessler in den vergangenen Wochen in die Hände bekommen hat (und dann gar nicht mehr losgelassen hat). Die Bücher haben genau eine Sache gemeinsam: Einen Ein-Wort-Titel. Ansonsten könnten sie unterschiedlicher nicht sein und deshalb wird garantiert mindestens ein Buch dabei sein, das auch dich fesseln wird.
Migrantenmutti von Elina Penner, Aufbau Verlag
Wahrscheinlich kennt ihr das Cover bereits – denn zumindest in meinem Instagram-Feed bin ich in den letzten Wochen (zurecht!) kaum um das grandiose Buch von Elina Penner herumgekommen: In ihrem Sachbuchdebüt “Migrantenmutti” seziert Penner an alltäglichen Beispielen wie dem Kauf eines Schulranzens oder Essgewohnheiten, wie unterschiedlich die Lebensrealitäten von Familien mit Migrationsgeschichte, Alleinerziehenden und der so genannten “Arbeiterschicht” im Vergleich zu deutschen Mittelstandsfamilien sind – und zeigt, wie politisch Elternschaft ist.
Die mediale Aufmerksamkeit ist mehr als berechtigt: Sarkastisch und ebenso komisch wie tragisch beschreibt Penner, was ist – und was sein sollte. Beim Lesen musste ich mir mehr als einmal an die eigene Nase fassen. Das kann unangenehm sein, ist aber elementar, um zu verstehen, was schief läuft. Dabei schafft es Penner mit ihrer humorvollen Sprache, niemanden vor den Kopf zu stoßen, sondern schlicht auf Missstände hinzuweisen.
Das Buch sollte eine Schullektüre werden – lest es alle!
Unterwasserwissen von Charlotte A. Stapper, Selfpublishing
Seit einiger Zeit checke ich neben den Verlagsvorschauen auch das Self-Publishing-Segment. Denn zu einer erfolgreichen Verlagssuche gehört neben der Qualität des Manuskripts auch eine große Portion Glück. Andere wiederum wollen nicht von einem großen Verlagshaus abhängig sein und entscheiden sich von vornherein für den Weg der Selbstveröffentlichung. Um keine Knaller wie “Unterwasserwissen” zu verpassen, klicke ich mich regelmäßig durch die einschlägigen Self-Publishing-Portale.
Ein Satz aus Transparenzgründen: Charlotte A. Stapper ist eine wundervolle Freundin von mir. Aber nicht deshalb lest ihr hier von diesem Buch, sondern weil sich das Lesen lohnt – versprochen! Was als imaginäre Reise der Autorin begann, um dem ersten Lockdown der Coronapandemie zumindest auf dem Papier zu entkommen, entwickelte sich zu einem Abenteuer, das sich rasch verselbständigte – und schließlich zu “Unterwasserwissen” wuchs: Eigentlich will die Studentin Emilia nur weg – mit ihrem umgebauten VW-Bus macht sie sich spontan auf den Weg in die Alpen. Auf einem Campingplatz lernt sie die Fotografin Britta kennen. Die beiden verbindet mehr, als sie ahnen. Britta hat in ihrem Leben das Wenige, das sie hatte, verloren und steht nun allein mit ihrer einjährigen Tochter da, während Emilia vom Leben alles geschenkt bekommen hat – außer der Fähigkeit, Liebe zu geben und anzunehmen. Beide sind an einem Tiefpunkt angelangt und schließen sich zusammen, nicht ahnend, dass die andere sie genauso braucht wie sie selbst. In einem Wohnmobil fahren sie über die Alpen nach Italien, auf der Flucht vor der Vergangenheit und auf der Suche nach einer möglichen Zukunft.
Stapper gelingt es auf geniale Weise, ihre Beobachtungen schonungslos ehrlich und zugleich sanft in Romanform zu gießen. Besonders spannend: Beinahe beiläufig tauchen die Besonderheiten der Coronapandemie auf – drei Jahre nach dem ersten Lockdown scheint es, wie eine vergangene Zeit.
Girlhood von Melissa Febos, Kjona Verlag
Um ehrlich zu sein: Die letzten Seiten dieses Romans liegen noch vor mir. Aber schon jetzt bin ich so begeistert, dass ich dieses autobiografische Buch unbedingt empfehlen möchte.
Die Autorin Melissa Febos hat schon viele Leben gelebt: glückliche Kindheit auf Cape Cod, mit zwanzig heroinabhängig, als Domina das Studium finanziert. Heute führt sie mit ihrer Ehefrau ein bürgerliches Leben und lehrt an der Universität.
In „Girlhood“ erkundet Febos die Gemeinsamkeiten aller Lebensphasen und arbeitet heraus, wie gesellschaftliche Konventionen – die eben überwiegend von Männern gemacht sind – Wunden in ein Frauenleben reißen. Offiziell tut sie das in Form von Essays – aber ich finde: Das Buch liest sich wie ein autobiografischer Roman. Dabei versäumt es Febos nicht, auch eine Reihe von Anregungen, wie wir den Teufelskreis dieser Strukturen durchbrechen können. Denn, kleiner Spoiler: Wir Frauen werden von klein auf darauf konditioniert, an unserer eigenen Entwürdigung mitzuarbeiten.
Der Guardian schreibt: „Ich bezweifle, dass es auch nur eine einzige Frau auf diesem Planeten gibt, die sich nicht in einer oder mehreren von Febos Erfahrungen wiederfindet“. – Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin mir sicher, dass auch du in der einen oder anderen Szene auch ein Stück von dir wiederfindest.