Großbritannien: Sozialwohnungen statt Büroflächen
In England herrscht, genau wie in Deutschland, Wohnungsnot. Nun geht die britische Bank Lloyds einen eigentlich naheliegenden Schritt: Sie verkauft ihre stillgelegten Büroflächen an eine Wohnungsbaugesellschaft in West Yorkshire, die durch Umwandlung der Büroräume in neue Wohnungen Wohnraum schaffen soll.
Die Bank plant, 80 Prozent der neuen Wohnungen zu etwa der Hälfte des ortsüblichen Mietpreises zu vermieten.
So ganz uneigennützig macht die Bank das allerdings nicht:
Nicht nur die Menschen profitieren von dem neu entstandenen, günstigen Wohnraum, sondern auch die Bank selbst: Die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen ist aufgrund des kriselnden Wohnungsmarktes extrem hoch. So gelten die gebauten Wohnungen als langfristige Investition der Bank.
Vor allem seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns gilt das Home-Office als immer beliebteres Arbeitsmodell, wodurch immer mehr Bürogebäude leer stehen.
Der Vorstandsvorsitzende der Bank, Charlie Nuun, kündigte an, dass dieser Schritt nur ein Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets sei. In London forderte er bei einem Forum mit Wohnungsbaubossen und politischen Entscheidungsträgern den Bau von einer Million Sozialwohnungen.
Die neue britische Finanzministerin hat versprochen, in den kommenden fünf Jahren 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen, um der Wohnungsnot entgegenzutreten.
Im Guardian lobte Nuun: „Labours Engagement dafür ist klarer als das der letzten Regierung“ und hofft zugleich, dass sie ihr Versprechen einhalten können und die Partei mehr erreichen wird als die Tory-Partei in den 14 Jahren zuvor.
Ein Vorbild für Deutschland?
Eine Studie in Deutschland kommt zu dem Ergebnis, dass bis zu 20.000 neue Wohnungen entstehen könnten, wenn nicht genutzte Büroräume umgebaut würden. Die Analyse des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) bezog sich auf die sieben Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart.
Bisher spielten Umwandlungen von Büros in Wohnungen kaum eine Rolle, heißt es in der Studie. Das kann zum einen daran liegen, dass es teilweise noch einige Hürden gibt: Neben technischen Kriterien wie Deckenhöhe gilt auch die Anbindung an Schulen, Nahverkehr, Geschäfte und Parks als ein wichtiges Kriterium für die Nutzbarkeit der neuen Wohnungen.
Weitere Vorteile einer Umnutzung der Bürofläche sind, dass es nach Berechnungen von JLL nur halb so teuer ist, als wenn man Wohnraum neu bauen würde. Zudem seien die CO2-Emissionen bei Sanierungen deutlich niedriger.
Warum sind das unsere Good-News?
In Deutschland hört man nahezu überall, dass es kaum Wohnungen gibt, und wenn, dann nur zu horrend hohen Preisen. In den nächsten Jahren könnten durch Firmen zusätzlich zu den Anstrengungen der Bundesregierung zahlreiche neue Wohnungen entstehen – wie in Großbritannien: sozialer Wohnraum mitten in der Stadt 😉