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Foto: Jan Zappner / re:publica · Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en

13.1. · Millionenerbin verzichtet auf Großteil ihres Vermögens

Philanthropie triff Demokratie: Die Millionenerbin und ihr revolutionärer Akt des Vermögensverzichts

„Ich habe ein Vermögen und damit Macht geerbt, ohne etwas dafür getan zu haben. Und der Staat will nicht einmal Steuern dafür“, sagte Marlene Engelhorn. Die 31-Jährige, die aus Österreich stammt, ist Erbin eines Millionenvermögens. Ihre Vorfahren waren Mitbegründer von BASF in Ludwigshafen. Sie hat sich entschieden, 90 Prozent ihres Erbes – 25 Millionen Euro – abzugeben. Ihre Handlung ist nicht nur ein bemerkenswerter Akt, sondern auch ein starkes politisches Statement. Engelhorn kritisiert die österreichische Regierung für ihre Politik, keine Steuern auf Vermögen und Erbschaften zu erheben, und erklärt, „wenn die Politik ihren Job nicht erledigt und umverteilt, dann muss ich mein Vermögen eben selbst rückverteilen“. Sie hebt hervor, dass der übermäßige Einfluss einiger reicher Personen die Demokratie bedrohe.

Bereits vor drei Jahren kündigte Marlene Engelhorn an, den Großteil ihres Erbes spenden zu wollen. Das Besondere an ihrer Entscheidung ist, dass ein unabhängiger Bürger:innen-Rat mit dem Namen ‘Guter Rat für Rückverteilung’ darüber bestimmen soll, wie das Geld sinnvoll eingesetzt wird.

Christoph Hofinger vom Foresight Institut erklärte, dass das Gremium aus 50 Personen bestehen soll. Zunächst wurde am 9. Januar an 10.000 zufällig ausgewählte österreichische Bürger:innen über 16 Jahre eine Einladung verschickt. Interessierte können sich registrieren und müssen ihre Wohnadresse, ihr Alter und ihre Herkunft angeben. Ziel ist es, dass das Gremium verschiedene Altersgruppen, Bundesländer, soziale Schichten und unterschiedliche Hintergründe repräsentiert.

Zwischen März und Juni wird das Gremium an sechs Wochenenden zusammenkommen, um mit Expert:innen aus der Praxis und der Wissenschaft zu besprechen, wer das Geld erhalten soll. Die einzige Voraussetzung für den ‘Guten Rat’ ist, dass die Mittel nicht für verfassungsfeindliche, lebensfeindliche, menschenverachtende oder profitorientierte Zwecke verwendet werden. Darüber hinaus hat die Gruppe freie Hand. Sie können das gesamte Geld an eine einzige Institution geben oder es an viele verteilen, sowohl im In- als auch im Ausland. Marlene Engelhorn selbst nimmt keinen Einfluss auf die Entscheidung.

Engelhorn ist nicht nur ein erfrischendes Beispiel dafür, wie individuelles Engagement und Wohlstand zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden können – und das Hand in Hand mit demokratischer Beteiligung.

Die Aktion hat in Österreich eine erneute Diskussion über Vermögensteuer und den Einfluss von Menschen mit viel Geld entfacht.